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Wieso Du Füllwörter nicht komplett verbannen solltest

Barbara Bosch • Aug. 18, 2022

Füllwörter: Wir alle kennen sie, wir alle hassen sie, wir alle benutzen sie. Ich habe immer wieder Klient*innen im Coaching, die echt Angst vor Füllwörtern haben und sehr selbstkritisch mit sich sind.

Deshalb möchte ich Füllwörter in ein besseres Licht rücken, um Dir zu helfen eine entspanntere Beziehung zu Füllwörtern zu entwickeln und die Angst zu überwinden. Außerdem habe ich 3 Tipps, wie Du sie, wenn nötig, reduzieren kannst.

Wir kennen es alle aus dem Studium, der Schule oder der Arbeit. Wenn jemand etwas vorträgt und zu viele Füllwörter benutzt, führen wir irgendwann eine Strichliste und zählen die "Ähm"s und "Ehh"s mit. Und so soll das nicht sein.
Aber was sind eigentlich Füllwörter, welche Funktion haben Sie und was kannst Du machen, um sie zu reduzieren?

Lass und mit den Funktionen starten: 
1. Füllwörter geben uns Zeit zum Nachdenken

Stell Dir vor, Du bist auf der Bühne oder auf einer Konferenz. Du hast gerade einen Teil Deiner Präsentation abgeschlossen und Du bist drauf und dran, zum nächsten Teil zu gehen. In so einem Moment willst Du Dich noch einmal daran erinnern, was Du als Nächstes sagen willst. Das heißt, Du denkst über das kommende Thema nach und sammelst Deine Gedanken. Die Pause wird dann, bewusster oder unterbewusster, mit Füllwörtern gefüllt. Sie helfen Dir also beim Nachdenken. 

Eine ähnliche Situation, die Du vielleicht kennst: Wenn man im Gespräch miteinander ist, guckt man manchmal weg. Warum? Weil dieser ständige Augenkontakt kognitiv anstrengend ist und das Gehirn eine Pause von den ganzen Reizen des Gegenübers braucht. Wenn wir Füllwörter benutzen, ist das genau wie mit dem Wegschauen eine Art Pause für das Gehirn. 

2. Wir benutzen Füllwörter, um Aussagen zu verstärken oder zu unterstützen

Leitest Du zum Beispiel einen ganz wichtigen Punkt ein, kommen ebenfalls Füllwörter ins Spiel. Füllwörter sind sehr hilfreich zur Unterstützung und Bekräftigung Deiner Aussage. Das heißt, wir können sie auch ganz gezielt für einen bestimmten Effekt im Publikum einsetzen.

3. Sie helfen uns im Redefluss zu bleiben

Häufig wird die Stille in Rede- und Präsentationssituationen als unangenehm empfunden. Wenn es (zu) still ist, spüren wir Angst und Unbehagen, da jemand denken könnte, dass wir den Faden verloren haben. Deswegen wollen wir diese Pausen unbedingt ausfüllen. Füllwörter werden somit eingesetzt, um im Redefluss zu bleiben. 

Hierbei super spanned: Die Professorin Doktor Florence Oloff, Füllwörter-Expertin am Leibniz-Institut für Deutsche Sprache in Mannheim, fand heraus, dass wir in solchen Präsentationssituation Füllwörter benutzen, wie zum Beispiel das Wort "genau", um in möglichst kurzer Zeit viel Wichtiges und Interessantes zu vermitteln. Wir wollen, dass unser Publikum bei uns bleibt. Wir wollen, dass die Tragweite und die Bedeutung unserer Botschaft klar ist. Wir setzen also Füllwörter ein, um Aussagen zu verstärken, den Redefluss zu halten und Pausen zu füllen.

Eine überraschende und spannende Erkenntnis von Kerstin Fischer, Professorin für Sprache und Technik-Interaktion an der Universität Süddänemark, und ihrem Kollegen Oliver Niebuhr ist, dass eine gewisse Dosis an Füllwörter Deiner Rede sogar zu Gute kommen kann. Ein paar Füllwörter machen Dich nahbarer, menschlicher und sympathischer. 2-3 Füllwörter pro Minute sind ideal.

Jetzt fragst Du Dich vielleicht: "Ich verwende 15 Füllwörter pro Minute. Wie soll ich es schaffen, nur 2-3 zu benutzen?" Deswegen habe ich 3 Tipps für Dich, wie Du zu 2 - 3 Füllwörtern pro Minute kommst.

Credit: Zhang Kaiyv

1. Sprich langsamer 

Wenn Du von Natur aus schneller sprichst, kann das eine echte Herausforderung sein. Deshalb hilft es, kurz bevor Du auf die Bühne gehst, Dich mental darauf einzustellen. Das erreichst Du mit Hilfe der "Wort für Wort"-Übung: Du stellst Dich vor den Spiegel und sprichst den ersten Satz ganz betont langsam, eben Wort für Wort, aus. Das ist natürlich nicht das Sprechtempo, was Du auf der Bühne haben wirst, aber Dein Gehirn speichert diesen Teil als erlebte Realität ab. Das heißt, wenn Du Deine Rede oder Präsentation hältst, sprichst Du automatisch langsamer. Du kannst auch alle 3 - 5 Minuten feste Pausen von 3 Sekunden einplanen. Am Besten baust Du diese schon beim Üben Deines Talks ein.

2. Geh selbstbewusst mit der Stille um

Der Grund, weshalb wir unsere Pausen mit Füllwörtern auffüllen, ist, weil wir Angst haben, unser Publikum alleine zu lassen. Obwohl Du einen Moment brauchst, um zu überlegen, was Du als Nächstes sagen willst, nimmst Du Dir diese Pause aus Unbehagen nicht. Statt Dein Publikum für eine Sekunde alleine zu lassen, während Du nachdenkst, gibst Du ihnen stattdessen ein paar Füllwörter. Ich möchte Dich dazu ermutigen, selbstbewusster mit dieser Stillen auf der Bühne umzugehen. Denn wenn Du eine Botschaft an Dein Publikum raus sendest, dann musst Du das, was Du sagst, erst einmal ordnen. Das ist ein Prozess, der auch ein bisschen Zeit braucht. Außerdem ist dieser Momente der Stille auf der Bühne nicht nur gut für Dich, sondern auch gut für Dein Publikum, um das Gesagte zu verarbeiten.

3. Sprich konzentriert

Wenn Du offiziell zwar auf der Bühne bist, aber gedanklich gerade noch woanders, dann benutzt Du viel mehr Füllwörter als üblich. Du musst also eine bewusste Präsenz auf der Bühne haben und und Dich auf den Moment konzentrieren. Was dabei hilft, ist vorher eine Fokus- oder eine Meditationsübung zu machen. Versuch beispielsweise konzentriert zu atmen, Yoga zu machen oder Dich einfach eine Minute auf Deinen jetzigen Zustand zu konzentrieren. Auch Steve Jobs hat sich vor jeder Präsentation eine kleine stille Ecke gesucht und meditiert. Dadurch konnte er sich noch einmal sammeln und konzentrieren, bevor er auf die Bühne ging. Das sind auch die Übungen, die ich mit meinen Klient*innen mache, die dabei helfen, langsamer zu sprechen, selbstbewusster mit der Stillen umzugehen und konzentrierter zu sprechen.

Mit diesen Tipps schaffst Du es ganz klar zu diesen 2 - 3 Füllwörtern pro Minute zu kommen, die nicht nur OK sind, sondern auch förderlich für Deine Rede oder Präsentation!

Dieser Blogartikel ist inspiriert vom wunderbaren SWR2 Artikel von Max Rauner : „Äh, ähm, genau – Wozu gibt es Füllwörter?“ Wenn Du selber also mehr über Füllwörter erfahren möchtest, schau doch gerne dort vorbei!

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