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6 Tools, mit denen Du die Aufmerksamkeit Deines Publikums behältst

Barbara Bosch • Jan. 07, 2020

Kennst du das, wenn die Vortragende über die Bühne tigert, der Text auf den Slides nicht lesbar ist, der Speaker nuschelt…

Ich erlebe das leider häufig. Meistens hat die vortragende Person ein spannendes Thema, aber durch all die Ablenkungen (wie Rumtigern) und Hürden beim Verständnis (kleiner Text auf den Slides), wird es anstrengend bis unmöglich, konzentriert zuzuhören und die Botschaft der Präsentation aufzunehmen. 
Aufmerksamkeitsfresser machen es für unser Publikum schwer, unsere Botschaft aufzunehmen.
Die gute Nachricht ist, dass Du mit den richtigen Tools Aufmerksamkeitsfresser einfach vermeiden kannst. So kann sich Dein Publikum voll und ganz auf Deinen Inhalt und Deine wertvolle Botschaft konzentrieren. Die Technik dafür heißt kognitive Entlastung.

Die effektivste Technik gegen Aufmerksamkeitsfresser heißt: kognitive Entlastung

In den letzten beiden Blogfolgen habe ich Dir 9 Aufmerksamkeitsmagneten vorgestellt (klick), mit denen Du Dir zu Beginn Deiner Präsentation die Aufmerksamkeit Deines Publikums holst. Das ist viel wert, heißt aber nicht automatisch, dass Dir Dein Publikum nach 5, 20 oder 60 min. immer noch gespannt zuhört. Du musst Deinem Publikum helfen, Dir während Deiner Präsentation leicht folgen zu können. Du musst es kognitiv entlasten.
In dieser Blogfolge stelle ich Dir 6 Tools vor, mit denen Du Dein Publikum kognitiv entlasten kannst. Dadurch erleichterst Du das Zuhören und Verstehen – Deine Botschaft kommt einfach an und wird schnell und langfristig gespeichert. Klingt gut? Dann lass uns starten:

Tool #1    Starte mit dem Power-Trio

Du kannst Dein Publikum ab Sekunde 0 kognitiv entlasten - noch bevor Du das erste Wort sprichst.
Kennst Du das, wenn eine Person die Bühne oder einen Meetingraum betritt und Du sofort einen positiven Eindruck von der Person hast? Unser Gehirn entscheidet im Bruchteil einer Sekunde, ob wir einen Menschen sympathisch und kompetent finden. Das machen wir automatisch und können es - selbst wenn wir wollten - nicht abstellen.
Wenn jemand auf die Bühne kommt, sich hektisch bewegt und direkt anfängt zu sprechen, dann sind wir im Publikum kognitiv dreifach gefordert. Während wir versuchen, uns eine Meinung über diese Person zu bilden, müssen wir gleichzeitig die Bewegung (das "Herumtigern") der Person kognitiv verarbeiten und zuhören. Das ist anstrengend und anstrengend mögen wir nicht.

Mach' es für Dein Publikum leicht, Dich zu mögen und für kompetent zu halten

Mit einer einfachen Strategie kannst Dein Publikum kognitiv entlasten und es gleichzeitig dazu bringen, Dich zu mögen und für kompetent zu halten.

Die Strategie heißt "Power-Trio": Schweigen, Lächeln und Blickkontakt.

Dein Publikum muss erst mal mit Dir warm werden. Deshalb scannt es Dich ab, um sich ein Bild von Dir zu machen. Das machen wir alle. Wenn es Dich aber abscannen muss, während es Dir zuhört, ist das eine kognitive Doppelbelastung. Das ist kein guter Start. Besser machst Du es, wenn Du erst mal ruhig auf der Bühne ankommst, Dein Publikum mit einem Blick in die Runde begrüßt und lächelst.
Dann kann Dein Publikum Dich in Ruhe abscannen. Das ist einfacher. Dein Lächeln macht Dich sympathisch und Dein Blickkontakt kommuniziert ein "Hallo, ich sehe Dich im Publikum!". Dieser Moment des Schweigens kommuniziert unterschwellig auch, dass Du Dich auf der Bühne wohl und sicher fühlst. Denn wer aufgeregt und nervös ist, neigt dazu, direkt loszureden und schnell zu sprechen. Wer die Pause auf der Bühne aushält, den nehmen wir als souverän und kompetent war. Stimmst Du zu?

Also, mach' es Dir und Deinem Publikum leicht, entlaste Dein Publikum kognitiv und starte mit dem Power-Trio:  Schweigen, Lächeln und Blickkontakt.

Tool #2  Hol' Dir die Aufmerksamkeit

Jetzt hat Dich Dein Publikum in Ruhe abgescannt, findet Dich souverän und angenehm und wartet mit Spannung auf das, was Du als nächstes machst.  Und was machst Du als nächstes?

Du startest mit einem BÄHM! - mit einem Aufmerksamkeitsmagneten.

Es gibt viele Einstiege, mit denen Du Dir die Aufmerksamkeit Deines Publikums holen kannst. 9 Aufmerksamkeitsmagneten habe ich Dir in den letzten beiden Blog-Folgen vorgestellt (klick).

Einer meiner Lieblingseinstiege ist die "Story" bzw. die "Anekdote". Wenn wir Geschichten erzählen, nehmen wir unser Publikum mit auf eine Reise. Sofort entstehen Bilder im Kopf und Du baust eine Beziehung zu Deinem Publikum auf. Und das Beste an Geschichten? Wir können Geschichten begreifen, ohne uns anzustrengen.

Wenn Du in Deiner Präsentation Geschichten erzählst, entlastest Du Dein Publikum kognitiv.

Die Meisterin des Storytellings, Brené Brown, zeigt in ihrem TED Talk "The Power of Vulnerability" wie Du Dir mit einer Anekdote effektiv die Aufmerksamkeit Deines Publikums holst. Sieh' Dir jetzt ihren TED Talk an.  

Tool #3    Mach' den Baumstand (statt den Tiger)

Wir alle kennen sie: die Tiger. Menschen, die auf der Bühne immer zu hin und her laufen. Von rechts nach links und links nach rechts. Was macht das Publikum? Zuschauen. Und Zuschauen kostet kognitive Kraft. Weil das Beobachten des Rumtigerns dem Publikum keinen Mehrwert bringt, ist es ein unnötiger Aufmerksamkeitsfresser. Wie geht es besser?

Mach' den Baumstand

Um Deinem Publikum nicht unnötige Aufmerksmakeitskapität zu klauen, empfehle ich Dir deshalb als Grundposition während Deiner Präsentation den Baumstand.

  • Du suchst Dir eine Fußposition, in der Du gut stehen kannst. Stell Dir vor, dass aus Deinen Füßen wie bei einem Baum Wurzeln in den Boden wachsen. Die Wurzeln geben Dir Halt und Sicherheit. Egal, was während Deiner Präsentation passiert, Du steht fest und wirkst souverän.
  • Gleichzeitig bleibst Du in Deinen Beinen und in Deinem Oberkörper flexibel, wie der Stamm und die Äste von einem Baum, die sich im Wind bewegen.
  • Du stehst also nicht starr wie ein Soldat auf Bühne, sondern setzt Deinen Körper ein. Du gestikulierst passend zu Deinem Inhalt und wendest Dich bewusst Deinem Publikum zu.
  • Natürlich darfst Du Dich auf der Bühne bewegen. Es muss aber zum Inhalt passen.

Und was machst Du mit Deiner nervösen Energie? 

Der Grund, warum Menschen auf der Bühne umhertigern, ist meist, dass sie dadurch ihre nervöse Energie abbauen. Und die muss ja irgendwo hin. Richtig! Nutze Deine nervöse Energie von den Beinen aufwärts und investiere sie in passende Gestik und Mimik - ganz einfach!

Future of Education-Expertin Rona van der Zander zeigt Dir hier ihren Baumstand:

Tool #4    Wähle eine lesbare Schrift und klare Farbkontraste

Ich geb's zu. Ich bin kein großer Fan von PowerPoint und anderen Slide-Präsentationen. Warum nicht? Weil sie die Aufmerksamkeit vom Speaker abziehen und auf die Leinwand lenken. Und was sehen wir dort viel zu oft? Text.

Mit Text zugemüllte Slides sind oft noch Standard

Von Wörtern über Phrasen bis hin zu Absätzen klebt der Text so hartnäckig auf unseren Folien wie rohe Eier auf Fenstern. Beides sehr unangenehm. Denn was machen wir, wenn wir Text sehen? Wir lesen ihn. Wir versuchen ihn zu begreifen. Das ist kognitiv anstregend. Und meistens völlig unnötig. Denn Du, die/der SpeakerIn bist da extra auf der Bühne, um uns alles zu sagen, was wichtig ist. Ist Text denn immer schlecht? Nein, es gibt 5 Fälle, in denen Text auf Folien gehört.

5 Fälle, in denen Du mit gutem Gewissen Text auf Deine Folien packen darfst

  1.     Wenn Du Deine Präsentation nicht selbst vorträgst, sondern verschickst
  2.     Wenn Du zitierst
  3.     Wenn Du Schlüsselbegriffe, Fachwörter, Fremdwörter und Personen nennst
  4.     Wenn Du Gliederungen als Gedankenstützen einsetzt
  5.     Wenn Du Key Points & Take Aways zusammenfasst
Doch bitte bitte vermeide diese 3 Text-Todsünden:

3 Text-Todsünden vermeiden

Was fällt Dir auf, wenn Du den Text links mit rechts vergleichst?
Richtig! Rechts ist...
  1. Der Text ist zu klein
  2. Die Schrift ist nicht lesbar
  3. Der Farbkontrast fehlt
Du entlastest Dein Publikum kognitiv, wenn Deine Schrift leicht zu lesen, groß genug und kontrastreich ist.

Tool #5    Führe Dein Publikum durch die Präsentation

Denk daran, dass Dein Publikum Deine Präsentation zum ersten Mal von Dir hört. Für die Menschen vor Dir ist also alles neu. Du entlastest Dein Publikum kognitiv, wenn Du es sicher durch Deine Präsentation führst. Was bedeutet das?

Kündige ein neues Thema erst an und zeige dann die zugehörige Slide

Sagen wir mal, Du willst Deinem Publikum zeigen, wie eine Slide aussieht, die zu voll und kogntiv verwirrend ist.
Dann könntest Du sagen: "Wir schauen uns jetzt einmal an, wie eine überladene Slide aussieht" und erst dann zeigst Du diese Slide:


Wenn Du erst diese Slide zeigst und dann erst erklärst, worum es geht, dann versuchen die Menschen vor Dir, den Sinn der Slide alleine zu erschließen. Das ist kogntiv anstregend und zieht unnötig Aufmerksamkeit von Dir ab.

Deshalb: Thema erst verbal einführen, dann Slide zeigen.

Tool #6    Nutze Zusammenfassungen für leichtes Merken

Ich schätze mal, dass Du Deinem Publikum viele wichtige Dinge mitteilst. Das ist toll. Denke nur daran, dass vieles davon für die meisten wahrscheinlich neu ist. Dein Publikum muss also in kurzer Zeit viel Neues aufnehmen. Und was passiert in so einer Situation? Manches fällt durchs Sieb und wird direkt wieder vergessen. Dein Publikum wird eh eine Vorauswahl treffen und sich das merken, was für es am wichtigsten und relevantesten ist. Sicher hast aber auch Du einige Punkte, die sich Dein Publikum merken soll. Hilf ihm dabei.


Zusammenfassungen nach Kapitel und am Schluss Deiner Präsentation bringen kognitive Entlastung.


Jedes Mal, wenn Du ein Kapitel bzw. einen Sinnabschnitt abgeschlossen hast, kannst Du Dein Publikum unterstützen, indem kurz und knackig die zentrale Aussage(n) wiederholst. Wichtig ist hier, dass Du nicht noch einmal alles erzählst, sondern die Kernboschaft in kurze Sätze - gerne Bullet-Point-Style - packst.

Als Beispiel für eine Zusammenfassung siehst Du hier meine Take Aways dieser Blogfolge:

Deine 6 Take Aways, mit denen Du Dein Publikum kognitiv entlastest

  1. Starte mit dem Power-Trio
  2. Hol' Dir die Aufmerksamkeit
  3. Mach' den Baumstand (statt den Tiger)
  4. Wähle eine lesbare Schrift und klare Farbkontraste
  5. Führe Dein Publikum durch die Präsentation
  6. Nutze Zusammenfassungen für leichtes Merken
...und jetzt? Jetzt bist Du dran! Erstell Dir Deine Checkliste "Kognitive Entlastung" und achte bei Deiner nächsten Präsentation darauf, es für Dein Publikum kognitiv leicht zu machen, Dir zu folgen.

Viel Spaß viel Erfolg für Deine nächste Präsentation.

Deine Barbara

Wenn Du wissen willst, ob Deine Präsentation kognitiv anstrengend oder leicht nachvollziehbar ist, dann melde Dich bei mir:

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