Blog Post

Nie wieder Blackout! Merktechniken für Deine nächste Präsentation von Mnemo-Expertin Katrin Bringmann

Barbara Bosch • Feb. 04, 2020

Kennst Du das? Du stehst auf der großen Bühne oder im Meeting-Raum - die gespannten Augen Deines Publikums sind auf Dich gerichtet. Und dann der Horror: Du hast ein Blackout!

Viele meiner KlientInnen haben genau Angst davor. Dem Moment vor einem gefüllten Saal und Leere im Kopf. Glücklicherwiese gibt es Techniken, mit denen wir uns leicht merken können, was wir sagen wollen und uns trotz Nervosität an unsere Präsentation erinnern.
Ich habe eine Expertin gefragt, was wir tun können, um uns immer an unsere Präsentationen zu erinnern. Katrin Bringmann ist Autorin, Trainerin und die Gründerin von Neustart (klick). Sie hilft ihren KlientInnen dabei, besser zu denken und zu kommunizieren. Viel Spaß beim Interview mit Katrin!

1.    Was genau sind Merktechniken und welche Vorteile bringen sie?

Merktechniken – oder ursprünglich Mnemotechniken – gibt es schon sehr, sehr lange, und wie man an der Schreibweise (Mnemo) erkennt, wurden sie bereits von den alten Griechen genutzt. Es gibt eine spannende Geschichte über Simonides von Keos (a. 500 v.hr.), einem Dichter und Philosophen, von dem erzählt wird, dass er gerade in einem Tempel einen Vortrag hielt, als er plötzlich hinausgerufen wurde. Genau in diesem Moment brach der Tempel zusammen und alle Zuhörer staben in den Trümmern. Um die Menschen nun dennoch identifizieren zu können, war das Gedächtnis Simonides‘ nun gefragt: und zum Erstaunen aller war Simonides in der Lage, jeden einzelnen Toten benennen zu können – doch wie hatte er sich die Gesichter und Namen gemerkt?
Er hatte sich eingeprägt, wo jeder einzelne Zuhörer gesessen hatte, indem er sich den genauen Ort bzw. die Besonderheit seines Platzes gemerkt hatte, z. B. neben einer Säule oder unter einem Wandbild. Er ging also nach Orten – „Loci“ – vor und die Locitechnik, eine der auch heute noch bekanntesten und effizientesten Merktechniken, war geboren.
Dieser Gedanke, dass das Gedächtnis, will man sich etwas merken, eine gewisse Ordnung, eine Reihenfolge und markante Orte braucht, um Lernstoff zunächst sicher abzulegen und dann wieder abrufen zu können – dieser Gedanke hat sich in der Folge in unterschiedlichsten Varianten weiterentwickelt: Es gibt neben der Locitechnik auch eine Routentechnik, wo man nicht innerhalb eines Raums Dinge verortet, sondern auf einem bekannten Weg, einer Strecke. Die Baum-Methode ist ebenfalls eine Abwandlung der Loci-Technik – ich komme darauf später noch einmal zurück.

Zusammengefasst kann man sagen, dass Merktechniken unsere Fähigkeit, in Bildern und Assoziationen zu denken, nutzen und somit auch das Abspeichern, Einprägen und Erinnern schwieriger Fakten und Daten ermöglichen.

Als Beispiele neben der Locitechnik seien noch die Methode der assoziativen Verbindungen (=‘Geschichtentechnik‘), Zahl-Form-System und die Schlüsselwortmethode genannt. Beim regelmäßigen Nutzen von Merktechniken verbesserst du nicht nur dein Gedächtnis ganz erheblich, sondern deine Denkfähigkeit wird insgesamt kreativer, flexibler – und somit bist du fit für die Zukunft 😉.

2.    Ich werde oft von meinen KlientInnen gefragt, wie sie sich die Inhalte ihrer Präsentationen besser merken können. Gibt es da eine besondere Technik, die beim Erinnern an Inhalte unterstützt?

Ja, genau die oben erwähnte Loci-Technik hilft ungemein, sich Inhalte in einer bestimmten Reihenfolge zuverlässig zu merken. Für diese Methode stellst du dir einen Raum vor, der dir gut bekannt und vertraut ist – etwa dein Schlafzimmer. Diesen Raum gehst du vor deinem inneren Auge im Uhrzeigersinn ab und benennst 10 Gegenstände, die besonders ins Auge fallen; ich persönlich fange mit der Tür als dem ersten Gegenstand an und im Uhrzeigersinn kommt als nächstes mein Nachttisch, dann ein Buch, dann das Bett, links daneben steht eine Pflanze und so weiter. Sobald ich 10 Gegenstände festgelegt habe, gehe ich in Gedanken in meinem Zimmer diese Gegenstände vor meinem inneren Auge ab und hänge die zu lernenden Begriffe oder Agendapunkte daran. Zum Beispiel möchte ich in meinem Verhandlungsgespräch mit meiner Chefin 15% mehr Gehalt herausholen. Dafür sollte ich Argumente parat haben, wie zum Beispiel die Tatsache, dass ich einen neuen Kunden an Land gezogen oder die Teamleitung seit sechs Monaten kommissarisch übernommen habe und außerdem eine Weiterbildung als Webdesignerin gemacht habe, die der ganzen Abteilung Vorteile bringt. Diese Argumente verbinde ich nun mit meinen ersten drei Gegenständen, z. B. an meiner Tür hängt in riesigen Lettern das Logo des neuen Kunden. Und auf meinem Nachttisch sitzt auf Ministühlen mein ganzes Team um mich herum, das ich kommissarisch leite. Und das Buch auf meinem Nachttisch ist neongelb, mit schwarzen Lettern steht dick und fett „Webdesign für alle!“ darauf.

"Verbildere" deine Referenzobjekte so haptisch, bunt und auffällig wie möglich, dann merkt sich das Gehirn es besser.

Nun bin ich vielleicht in diesem Gespräch mit der Chefin etwas nervös, habe Lampenfieber – das kann ja eine gewisse Unkonzentriertheit bewirken und mich das eine oder andere wichtige Argument vergessen lassen.
Durch das mechanische ‚Abklappern‘ meines Zimmers fallen mir die 3 Argumente wieder ein – und ich kann die Chefin von meiner 15%-igen Gehaltserhöhung trotz Nervosität überzeugen. Klingt doch logisch, oder? Und macht vor allem Spaß – denn Fantasie und Humor sind der Klebstoff der Bilder in meinem Kopf!

3.    Eine weitere Herausforderung meiner Klientinnen ist, sich Namen oder Fachbegriffe zu merken. Gibt es da geeignete Techniken?

Ich liebe die ‚Schlüsselwort-Methode‘ für diesen Zweck: d.h. du nimmst dir das bestimmte Fremdwort vor – z. B. das Wort „Akrophobie“ - und schaust dir seine Einzelteile an; dabei kannst du auch phonologisch vorgehen, also eher vom KLANG des Wortes her. Du baust die einzelnen Silben auseinander und versuchst eine Eselsbrücke zu finden, also hier etwa „Akro“ – in meiner Vorstellung wie die Akropolis - und „Phobie“ von Angst vor etwas. Du stehst also zum Beispiel auf dem höchsten Punkt der Akropolis und  - da du extreme Höhenangst hast – fühlst du dich sehr, sehr ängstlich und dir wird fast schon übel an diesem Abgrund. Die deutsche Bezeichnung für Akrophopie  ist dann auch das Wort „Höhenangst“ – passt doch, oder?

Eselsbrücken helfen beim Namen merken

Bei Namen sehe ich das Hindernis schon mal im allerersten Kontakt mit der jeweiligen Person und dem neuen Namen: hast du überhaupt so zugehört, dass du den Namen aufgenommen hast? Gerade dieses erste Aufnehmen des Namens ist ja immens schwierig, da Multi -Tasking nicht besonders einfach für’s Gehirn ist: dich selbst vorzustellen UND gleichzeitig zuzuhören! Daher habe ich mir angewöhnt, direkt nach der Vorstellung noch einmal nachzufragen: Moment, wie heißt du? Und dann gemeinsam mit dem neuen Kontakt eine Eselsbrücke zu finden, z. B. Margarete Klein – so wie die Margarite und Klein wie das Gegenteil von groß – schon sitzt der Name perfekt!

Allein durch das Nachdenken über den Namen bzw. das Finden einer Eselsbrücke oder eines passenden Bildes prägt sich mir der Name Margarete Klein wesentlich besser ein. Und wenn ich ihn dann als Abschied noch einmal wiederhole – das hält erst einmal.
Ganz wichtiger Hinweis hier: überfordere dich nicht! Wenn ich den Namen und die Person längere Zeit nicht sehe, ist es VÖLLIG normal, dass mir der Name entfällt. Ein weiterer wichtiger Schritt wäre dann nämlich die Wiederholung – was die wenigsten Menschen regelmäßig machen in einer solchen Situation.

4.    Wenn du an deine eigenen Workshops und Auftritte als Speakerin denkst, welche ist deine Lieblings-Merk-Methode?

Meine Lieblingsmethode ist die „Baum-Technik“, vom Schweizer Gedächtniskünstler Gregor Staub.
Bei dieser Methode ersetzt du die Zahlen 0 -20 durch ein passendes Symbol, z. B. statt der 3 merkst du dir das Bild eines Hockers mit 3 Beinen. Und für die 11 stellst du dir einen Fußball vor, wegen der 11 Spieler und Elfmeterschießen. Und so weiter. Die Wirkung ist die:

Die meisten Menschen haben ein besseres Gedächtnis für Bilder als für Zahlen, daher können sie sich das Bild eines Fußballs besser merken als eine 11.

Dadurch, dass ich nun die 21 Symbole im Kopf und dadurch schnell abrufbar habe, fällt es leichter, mir Dinge, die ich mir in einer bestimmten Abfolge merken möchte, im Kopf zu behalten – und vor allem zuverlässig abrufen zu können.
Ein praktisches Beispiel: Ich habe letztens einen Vortrag zum Thema „Have a nice conflict“ gehalten. Die Theorie der „GfK / Gewaltfreien Kommunikation“ – spielt dabei eine Rolle; sie beinhaltet vier unterschiedliche Schritte, die du in einem Krisengespräch beachten solltest, nämlich: 1. Beobachtung machen, 2. Gefühle wahrnehmen, 3. Bedürfnisse formulieren und 4. Bitte äußern.

Wenn ich mir dies nun vorher einprägen möchte, so hänge ich in meinen Gedanken als ersten Punkt „1. Beobachtung machen“ an meinen Baum, d.h. ich sitze mit einem riesigen Fernglas im Apfelbaum vor meiner Tür und beobachte alles, was sich auf der Straße abspielt. Der zweite Punkt „Gefühle wahrnehmen“ ist nun mit dem Schwan verbunden, der auf seinem weißen Fell lauter rote Herzen hat, weil er Gefühle für einen anderen Schwan hegt. Mit dem dritten und vierten Punkt gehe ich ebenso vor – das heißt, das Verbinden der Symbole mit den zu lernenden Inhalten ist hier meine Aufgabe – und die macht enormen Spaß😊.

5.    Welche Tipps hast du für Interessierte, die mehr über Merktechniken wissen wollen?

Wenn ihr diese Tipps hier einfach mal ausprobiert und anwendet, werdet ihr schnell Fortschritte in eurer Merkfähigkeit bemerken. In meinen Büchern „Working Mom“ und „Die Midlife Chance“ finden sich außerdem weitere Hintergründe und Übungen zum Thema und die einschlägige Literatur von Gregor Staub, Oliver Geisselhart und Christiane Stenger bieten noch weitere Einblicke und Trainingseinheiten an – viel Spaß damit & guten Erfolg!

Wenn Du Dich über regelmäßige Tipps rund um das Thema Präsentation/Vortrag/Pitch freust, dann melde Dich für meinen Newsletter an und erhalte ca. alle 2 Wochen ganz bequem Tipps & Tools in Deine Inbox. Und für Deine nächste Präsentation auf der großen Bühne bekommst Du meinen Expert-Guide „Wie Du Dir mit dem richtigen Präsentationseinstieg die Aufmerksamkeit Deines Publikums holst“ kostenfrei zugeschickt. Melde Dich einfach für meinen Newsletter an und lade Dir den Expert-Guide direkt runter:

JETZT ANMELDEN UND EXPERT-GUIDE SICHERN!

6.    Und noch ein Blick in die Zukunft: Welche neuen Projekte stehen bei Dir an und wo finden wir Dich online und offline?


Ach, ich habe immer viele neue Dinge vor – im Moment arbeite ich mit einer Netzwerkpartnerin an einem Podcast, der voraussichtlich Anfang Februar gelauncht wird (www.elternbusiness.de); darin wird es zum einen um die Themen der Produktivität, also Merktechniken, effizientes Lesen und Mindmapping, Zeit- und Selbstmanagement gehen. Zum anderen aber auch um das Thema „Vereinbarkeit von Job und Familie“. Mein zweites größeres Projekt ist eine Veränderung beruflicher Art – die allerdings noch nicht spruchreif ist😉.
Ihr könnt mehr über das Thema „Wiedereinstieg in den Job & Vereinbarkeit“ in meinem Buch „Working Mom – 20 Power-Tools für den Wiedereinstieg in den Job“ oder auch in der Zeitschrift „Training aktuell – 28. Jahrgang Nr.12, 27. Nov. 2017 erfahren. Was das Gedächtnis für Kapriolen schlagen kann in der Mitte des Lebens steht in „Die Midlife Chance“ und auf meinen Homepages www.kb-neustart.de und www.workingmomdasbuch.de  findet ihr aktuelle Termine und meine Angebotspalette als Trainerin und Karrierecoach. Ansonsten schreibt mir doch am besten über bringmann@kb-neustart.de – ich freue mich über eure Fragen und Impulse.

Bei Dir steht in für das nächste Jahr die große Bühne im Fokus? Dann schau Dir das 12-wöchige Redefreude-Gruppenprogramm an!


JETZT BEWERBEN

  


 

Viel Spaß und viel Brain Power für Deine nächste Präsentation.

 

Deine Barbara

Wenn Du Hilfe beim Erstellen Deiner nächsten Präsentation möchtest, dann melde Dich bei mir:

Beratung vereinbaren

Pssst... hier gibt's exklusive Präsentations-Tipps und mehr:
Jetzt Newsletter abonnieren

und den 30-seitigen Expert-Guide sichern!



Pssst... hier gibt's exklusive Präsentations-Tipps und mehr:
Jetzt Newsletter abonnieren

und den 30-seitigen Expert-Guide sichern!


Pssst... hier gibt's exklusive Präsentations-Tipps und mehr:
Jetzt Newsletter abonnieren

und den 30-seitigen Expert-Guide sichern!

 

 Fragen, Kommentare oder Begeisterung teilen?
Überwinde Deine Redeangst
von Barbara Bosch 03 Okt., 2023
Redeangst ist ein häufiges Phänomen, das viele Menschen davon abhält, sich in öffentlichen Situationen sicher zu fühlen. Doch oft sind die Ängste, die mit öffentlichem Sprechen einhergehen, auf falschen Annahmen und alten Glaubenssätzen basiert. In diesem Blogartikel werden wir uns mit den drei gängigsten Mythen über Redeangst befassen und klären, warum es so wichtig ist, diese negativen Denkmuster zu überwinden. Wie viele vielleicht wissen, hatte ich mit Mitte 20 auch massivste Redeangst. Im Nachhinein haben sich viele meiner damaligen Annahmen als Mythen herausgestellt. Diese gleichen Mythen und Glaubenssätze beschäftigen sehr viele Menschen, mit denen ich tagtäglich zusammenarbeite. Deshalb räumen wir auf mit den folgenden 3 Mythen:
von Barbara Bosch 24 Sept., 2023
Die Furcht vor dem öffentlichen Sprechen, Redeangst oder Glossophobie, ist ein weit verbreitetes Phänomen, das Menschen jeden Alters und in verschiedenen Lebensbereichen betrifft. Laut statista* leiden ganze 41% der Menschen an Redeangst und lag somit zeitweise sogar auf Platz 1 der Ängste im Allgemeinen. Obwohl mich diese Zahl immer wieder aufs Neue überrascht, kann ich es gut nachvollziehen. Denn auch ich hatte jahrelang Redeangst. Obwohl es eine ganz normale Reaktion auf die Herausforderung sein kann, vor einer Gruppe zu sprechen, kann übermäßige Redeangst erhebliche Auswirkungen auf Dein persönliches und berufliches Leben haben. Daher solltest Du Dir die folgenden drei überzeugenden Gründe vor Augen halten, warum es sich für Dich lohnt, Deine Redeangst zu überwinden, auch wenn der Weg dorthin nicht leicht ist.
von Barbara Bosch 07 Aug., 2023
„There are two types of Speakers. Those who are nervous and those who lie.“ Ich weiß leider nicht, von wem dieses geniale Zitat stammt, aber es stimmt 100%. Die allermeisten Menschen sind nervös, wenn sie eine Präsentation halten, in eine Rede starten oder vor Investor*innen pitchen. Das Problem ist, dass Lampenfieber noch immer ein großes Tabu ist, ein Stigma. Wir denken, dass wir im Beruf ausschließlich Stärke zeigen müssen und keine Schwächen haben dürfen – vor allem nicht, wenn wir schon etwas länger im Beruf stehen oder gar Führungskraft sind.
Show More
Share by: